Ein sehr trauriger Ort - Das AHRTAL nach der Flut
Cover des ersten Kalenders "Das AHRTAL nach der Flut 2022", Foto: Rideoak, 2021, YT-Kanal „rideoak“ und #rideahr.
Auch jetzt noch, zwei Jahre nach der Flutkatastrophe in der Nacht vom 14. auf den 15. Juli 2021, ist das Ahrtal ein sehr trauriger Ort geblieben.
Diese Flutkatastrophe im Ahrtal hat nahezu zweihundert Todesopfer und viele verletzte Menschen gefordert.
Sehr sehr viele Häuser wurden von der Flut weggerissen oder völlig zerstört, und mehrere tausend Menschen wurden dadurch obdachlos.
Die ungeheure Gewalt der Flut hat alles vernichtet, was viele Generationen mit viel Fleiß und Energie und Wissen, mit persönlichem Einsatz und Liebe geschaffen, erhalten und gepflegt haben: eine einzigartige Kulturlandschaft mit Weinen, die zu den berühmtesten Deutschlands zählen und die die ganze Welt kennt.
Es gab sehr viele freiwillige und ehrenamtliche Helfer, die den verzweifelten Menschen über viele Monate geholfen haben, überhaupt zu überleben und den Alltag zu bestehen.
Stellvertretend für alle nenne ich die zwei ersten Unternehmer vor Ort: Wilhelm Hartmann aus Fulda - Containerdorf „Wilhelms Hafen“ in Walporzheim - und Markus Wipperfürth aus Pulheim bei Köln , die mit eigenen finanziellen Mitteln und hohem persönlichen und materiellem Einsatz im Ahrtal humanitäre Hilfe leisteten - wunderbare Zeichen der Menschlichkeit und der selbstlosen Hilfe – und das über ein Jahr lang.
Einige Behelfsbrücken, einige Straßen und Teile der Infrastruktur wurden wiederhergestellt.
Und es gab natürlich auch Presse- und Fototermine mit vielen Politikern und Ankündigungen schneller Hilfe für einen zügigen Wiederaufbau.
Warum sind dann aber immer noch unerklärlicherweise sehr viele Häuser entkernt, mit rohen Wänden, ohne Fenster und Türen, ohne Zwischenwände und Treppen?
Warum haben viele flutgeschädigte Gebäude wie Kläranlage und Bahnhof immer noch geborstene Fenster, sind voller Unrat und getrocknetem Schlamm, so, als wäre die Flut gerade erst gewesen?
Warum wurden Hilfsgelder von über 600 Millionen Euro bis heute immer noch nicht an die Betroffenen ausgezahlt, so daß viele Flutopfer ihre Häuser nach 2 Jahren! immer noch nicht wieder sanieren konnten?
Warum werden historische Bauwerke einfach abgerissen, wie die über hundert Jahre alte Eisenbahnbrücke aus der Gründerzeit, oder stehen vor dem Abriß, wie das Wahrzeichen von Rech, die St. Nepomukbrücke? Gäbe es da nicht klügere Alternativen wie Sanierung oder Sicherung als Flut-Denkmal?
Ein Philosoph der Uni Bonn, der oft im Ahrtal wanderte, sagte immer: „Mir geht das Herz auf, wenn ich diese Kulturlandschaft sehe.“
Wenn man das Ahrtal heute sieht, zwei Jahre nach der Flut, tut einem das Herz weh.
Quelle:
Fotos und Video-Dokumentationen ab Juli 2021:
Rideoak, YT-Kanal „rideoak“ und #rideahr
©Dagmar Braunschweig-Pauli M.A., 13. Juli 2023